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.Hatte irgendjemand gesehen, wie er mit dem Jungen aufgebrochen war? Er schob die Hände unter die Achseln und starrte zu dem schräg hereinfallenden Sonnenlicht im Hof zurück.Doch als Philippe ihn drängte weiterzugehen, stieg Quinn die Holztreppe hinunter.Der Keller war feucht, von einem unpassenden tropischen Geruch erfüllt, wie von überreifen Früchten.Der Geistliche zündete weitere Kerzen an, zog einen Vorhang auf und drehte sich mit schüchternem Stolz zu Quinn um.Quinn verschlug es den Atem.Auf einem niedrigen Tisch lag ein weiß gekleidetes Mädchen.In dem schwachen Licht war der Tisch kaum zu erkennen, und es sah so aus, als schwebte das Mädchen auf Hüfthöhe in der Luft.An der Wand hing eine Karte mit der Jungfrau Maria, und auf einem Regal in der Nähe befanden sich Kreuze, unbenutzte Kerzen, silberne Kelche und Schalen.Philippe nickte lächelnd.»Sainte Solange«, sagte er.»C’est Sainte Solange.«Die Heilige war noch jung und hatte dunkles, sprödes Haar.Ihre Hände, die auf dem Bauch lagen, waren schmal und vertrocknet, eher krallenartig, und ihre Fingernägel hatten die Farbe von Portwein.Um den Hals trug sie ein rosafarbenes Band, daran war mit einem winzigen Verschluss ein silbernes Kreuz befestigt, das halb hinter ihrem hohen Kragen verborgen war.Ihr Kleid war stellenweise zerrissen, doch am rührendsten waren die braunen Socken, die ihre kleinen Füße bedeckten.Quinn war überwältigt.Seine Kehle bebte und brannte.Er drückte sich die Hand auf den Mund, nicht nur um ein Schluchzen zu unterdrücken, das aus seinem Innern aufstieg, sondern auch um nicht länger Luft zu holen.Tränen strömten aus seinen Augen.Die unverkennbaren dunklen, feuchten Schmerzenslaute sickerten zwischen seinen Fingern hindurch.Wenn aus Quinns Zeit im Krieg etwas überdauerte, dann das Bild dieser Heiligen, die schon Hunderte von Jahren tot war, doch deren Gesicht – so rissig und fahl es auch war – ihr das Aussehen einer Schlafenden verlieh, als könnte sie jeden Moment die Augen aufschlagen und sich ihm lächelnd zuwenden, wie seine Mutter es gerade in ihrem stickigen Zimmer tat.»Ah.Mein verloren geglaubter Sohn.« Sie tastete nach dem Glas Wasser auf ihrem Nachttisch.Als sie getrunken hatte, streckte sie, wie es ihre Gewohnheit war, die Hand nach ihm aus.Auf dem Bett verstreut lag ein halbes Dutzend Bücher, manche aufgeschlagen, ihre Buchstabenblöcke enthüllend.»Kannst du dich noch an Odysseus erinnern? Daran, dass bei einem seiner Abenteuer einige seiner Leute eine Pflanze zu essen bekamen, nach deren Verzehr sie jeden Gedanken an die Heimat – an die Vergangenheit – vergaßen und sich wünschten, genau da zu bleiben, wo sie waren? Auf einer Insel, glaube ich.«Quinn konnte sich nicht erinnern, nickte aber dennoch.Seine Mutter hatte Fieberfantasien.»Die Lotuspflanze«, sagte sie.»Natürlich hat Odysseus auch behauptet, einer Schar Zyklopen begegnet zu sein, deshalb bin ich mir nicht sicher, wie sehr wir seine Geschichten glauben sollten.«Quinn blätterte in einem Buch, das er sich genommen hatte.Er setzte sich auf die Bettkante.»Soll ich dir was vorlesen?«Doch sie war ins Labyrinth ihrer Erinnerung hinabgestiegen.»Ich weiß noch, wie sehr Sarah dieses Spiel liebte – wie hieß es noch gleich? –, das mit den Schafsknochen.Knöchelchen! Wie sie die Knochen auf dem Handrücken balancierte.Das konnte sie stundenlang spielen, stimmt’s? Es klang immer, als hätten wir Nagetiere im Haus.Daran kann ich mich noch erinnern, das ist eine meiner Erinnerungen an sie.Die verdammten Dinger liegen bestimmt noch in ihrem Zimmer.In dieser Schachtel vielleicht.«Sarah hatte oft gequengelt, er solle es mit ihr spielen, und er hatte es unzählige Male getan – im Schatten eines Eukalyptusbaums, bei Regen auf der Veranda, und wenn es heiß war, sogar unterm Haus.Anders als manche kurzzeitige Marotte war dieses Spiel eine beständige Leidenschaft geblieben; Sarah hatte sogar spezielle Knochen besessen, jeder mit einem krakeligen SW in blauer Tinte beschriftet, das bald verblasste und alle paar Wochen nachgezogen werden musste.Minutenlang saßen sie schweigend da.Die Uhr tickte.»Du hast neue Sachen?«, fragte seine Mutter.»Ja.«»Wo hast du die her?«Quinn wurde nervös.Es gefiel ihm nicht, seine Mutter anzulügen, doch er sagte, er habe alles gekauft.»Bestimmt nicht hier.«»Nein.In Sydney.«Seine Mutter schien sich damit zu begnügen.»Quinn, ich hab nachgedacht.Du solltest weggehen.Bleib nicht hier.Geh nach Queensland, da bist du sicher.Geh zu deinem Bruder.« Sie stöberte unter der Bettwäsche und holte einen zerknitterten Umschlag hervor, den sie ihm in die Hand drückte.»Hier.Seine Adresse steht auf der Rückseite.Nimm das.«»Was glaubt er?«»Wie meinst du das?«»Glaubt er, dass ich’s war?«Mary zögerte.»Wir haben bisher nicht darüber gesprochen, aber ich könnte ihm schreiben, ich könnte ihm mitteilen, was du mir erzählt hast.«Er nahm den Umschlag, ohne ihn anzusehen.Das Papier war abgegriffen.»Warum bist du zurückgekommen?«Er war bestürzt.»Ich dachte, du würdest dich freuen.«Mary sah gramgebeugt aus und hustete.»Ach, Quinn.Das tu ich doch.Wirklich.Ich hab dir doch gesagt, ich würde alles dafür geben, wenn ihr alle wieder hier wärt.Du und William und Sarah.Aber was passiert ist, ist passiert.Alles hat sich verändert.«Das Sprechen hatte sie ermüdet.Sie ließ sich in die Kissen zurücksinken.Sie hustete wieder, und Quinn hielt ihr das Glas Wasser an die Lippen.»Sogar das Wasser schmeckt anders«, sagte sie, als sie getrunken hatte.»Dieses Haus ist vergiftet.So was wird von Morden angerichtet.«Seine Mutter sah schlechter aus als bei Quinns früheren Besuchen [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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