[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.Von Dewey lernte ich, meine Energie nicht mit Herumbrüllen zu ver-schwenden.Einer meiner Ersten Offiziere sagte mir sogar einmal, ichspräche zu leise.»Ein Cap muss unbedingt öfter brüllen«, riet er mir.Ichgab ihm die Antwort, die ich bei solchen Gelegenheiten regelmäßig gab:»Wenn ich wirklich sehr leise rede, sollten die Leute anfangen, sich Sor-gen zu machen.« Und das stimmte auch.Von furchtbaren Kapitän lernte ich genau so viel wie von guten.Ichhatte Kapitäne, die den ganzen Tag in ihrer Kabine blieben und sichständig Filme wie Der Große Frust (The Big Chill) reinzogen.Ich habeKapitäne im Unterleib des Schiffes aufgespürt, wo sie sich versteckten 95/289und heulten, weil sie sich von der Besatzung nicht geliebt fühlten.Undich habe Kapitäne erlebt, die lieber direkt in einen Taifun steuerten unddas Schiff beinahe zum Kentern brachten, als eine Rüge von der Reedereieinzustecken, weil das Schiff mit einem Tag Verspätung in den Hafenkam.Genau das war mir mal auf einem Dampfer passiert.Wir kamen vonYokohama und gerieten in Wellen von über zehn Metern, die mit 40 Mei-len pro Stunde heranrollten.Sie versetzten uns in eine der hochgefähr-lichen Rollschwingungen, die entstehen können, wenn die eigene Roll-bewegung des Schiffs durch die Meeresbewegungen verstärkt wird  einegute Methode, ein Schiff zum Kentern zu bringen.Und wie reagierte derKapitän? Er kaute nervös auf einer Zigarette herum, schlenderte schließ-lich zu mir herüber und sagte, »Ich denke, ich rufe mal New York an underkundige mich nach der Wetterlage.«»Wir kennen die Wetterlage, Cap«, sagte ich.»Das hier nennt man ein-en Taifun.«Aber der Kapitän gehörte mit Haut und Haar der Reederei, und de-shalb hatte er Angst  nicht davor, dass das Schiff sinken könnte, son-dern davor, ein paar Bürohengste in der Zentrale der Reederei zu verär-gern.Der Mann war tatsächlich bereit, das Leben von zwanzig Männernaufs Spiel zu setzen, um seinen Zeitplan einzuhalten.Während er sichdarum sorgte, klammerte ich mich an die Tür des Schotts, als ginge es umLeben und Tod.Und das war gewissermaßen auch der Fall: Ich konntehören, wie unten im Laderaum die Ketten rissen, und sah, wie sich Aus-rüstungsgegenstände auf dem Deck aus ihrer Verankerung an den Schot-ten losrissen, quer übers Deck flogen und in die gegenüberliegendenSchotten krachten, ohne unterwegs ein einziges Mal den Boden zuberühren.Das eine nennt man Rollschwingung.Und das andere nennt manFührungsversagen.Ein anderes Mal arbeitete ich auf einem Tanker, der Heizöl von denRaffinerien am Golf von Mexiko an der Ostküste hinauf transportierte. 96/289Wir gerieten geradewegs in einen Hurrikan.Innerhalb von drei Tagenfuhren wir zwölf Meilen praktisch rückwärts.Wir versuchten nur, denBug im Wind zu halten, während ringsum der Ozean explodierte.Ichstand auf der Brücke und sah eine riesige schwarze Wasserwand auf unszurollen.Sie fegte über den Bug und krachte frontal gegen die Fenster,keine drei Meter von meinem Gesicht entfernt.Auf der Brücke wurde esstockfinster, als ob wir ein paar Sekunden untergetaucht wären, was jaauch tatsächlich der Fall war, und dann rollte sie über uns hinweg undman sah schon die nächste über den Bug kommen.Ich dachte, HeiligeJungfrau Maria, hier stehe ich sieben Stockwerke über dem Ozean undwerde trotzdem von einer Welle begraben.Die Welle muss gut und gernzwanzig Meter hoch gewesen sein.Solche Monsterwellen können sogareinen Tanker verschlingen.Mein Kapitän auf dem Tanker war ein kleiner Grieche namens JimmyKosturas.Auf der Brücke stand er immer unbeweglich wie eine Statue.Auch als sich der Sturm daran machte, seinen Tanker auseinander zu re-ißen, stand er nur da, zündete sich einen seiner geliebten Zigarillos anund beobachtete gelassen, wie sich Welle um Welle auf ihn stürzte.UnterDruck war Jimmy die Gelassenheit in Person.»Kurs?«, fragte er nur.Ich nannte ihm den Kurs.»Geschwindigkeit?«Ich nannte die Geschwindigkeit.Er nickte nur und paffte weiter ganz gelassen seinen Zigarillo.Ich bemerkte, dass der Kapitän kaum noch etwas aß und kaum nochschlief.Aber er brachte die Crew dazu, mit äußerster Konzentration zuarbeiten  allein dadurch, dass er selbst keinerlei Angst zeigte.Wenn unsder Hurrikan gedreht und wir von einer Quersee getroffen worden wären,wären wir gekentert oder auseinander gebrochen.Aber unser Kapitänblieb so ruhig und gelassen, als segle er an einem sonnigen Sommertag ineiner kleinen Jolle über den Boston Harbour.Er redete kaum, strahlte 97/289aber so viel Zuversicht aus, dass ich keinen Augenblick lang daranzweifelte, dass wir alle überleben und den Sturm überstehen würden.Taten, nicht Worte.Jimmy Kosturas werde ich nie vergessen, der wieein Gary Cooper auf der Brücke stand, während der Ozean ihn verschlin-gen wollte.Das beeindruckte mich.Bis ich dann selbst mein Kapitänspatent erhielt, hatte ich sie schon allekennen gelernt  die guten, die schlechten und die ganz schlechten.Ichwollte einer der guten werden, einer der Kapitäne, unter denen ich selbstgern gearbeitet hatte.Ich erinnere mich noch genau an meine erste Fahrt als Kapitän.DasSchiff hieß Green Wave und war ein Containerschiff aus Tacoma im Bun-desstaat Washington.Ich hatte darauf schon als Erster Offizier gedient,und mein guter Freund Peter war damals mein Kapitän gewesen.Wirhatten militärische Ausrüstungsgüter geladen (Flugzeuge, Hubschrauber,M-16-Munition, alles Mögliche) die wir an der gesamten Westküste voneiner Basis zur anderen transportierten.Als der Kapitän dann von Bordging, musste ich das Schiff übernehmen.Wir benötigten einen ganzenTag für die Übergabe und gingen dann gemeinsam zum Abendessen.Ge-gen 22.00 Uhr fuhr mich Peter wieder zum Schiff zurück.Er hielt vor derGangway an.Wir stiegen aus, und ich starrte dieses gewaltige Schiff an,das in der Dunkelheit vor Anker lag.Peter sagte: »Okay, jetzt hast dusie [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • lo2chrzanow.htw.pl